Sellin ist eine Stadt von beeindruckender Schönheit – und ebenso von erschütternder Stagnation.
- SABORES a CORES
- 30. Nov.
- 1 Min. Lesezeit
Wer zum ersten Mal ankommt, sieht Postkartenidylle: die Seebrücke, das klare Licht der Ostsee, die breiten Strände, die Bäderarchitektur. Doch hinter dieser wunderschönen Fassade offenbart sich eine Realität, die man nur erkennt, wenn man genauer hinschaut: eine Stadt, die in vielen Bereichen stehen geblieben ist, gefangen in alten Gewohnheiten und einer Mentalität, die sich hartnäckig gegen jede Art von Veränderung sträubt.
Abseits der touristischen Kulisse wirkt Sellin oft verlassen. Geschäfte bleiben geschlossen, selbst wenn Besucher unterwegs sind. Manche Straßen wirken trostlos, besonders außerhalb der Saison – als hätte sich die Stadt an ihre eigene Leere gewöhnt. Es herrscht eine Melancholie, die fast greifbar ist: das Gefühl einer Gemeinde, die ihren Anschluss an die Gegenwart verloren hat.
Der lokale Handel spiegelt dieses Problem besonders deutlich wider. Viele Unternehmer halten an veralteten Strukturen fest, als wäre Innovation eine Bedrohung und nicht eine Chance. Neue Ideen? Fehlanzeige. Digitale Präsenz? Selten. Offene, moderne Gastfreundschaft? Nur vereinzelt. Stattdessen dominiert ein altmodisches, starres System, das längst nicht mehr funktioniert – und das Sellin daran hindert, sein Potenzial auszuschöpfen.
Die Stadt hat alles, um ein lebendiger, inspirierender Ort zu sein. Doch zu oft fehlt der Mut, über das Gewohnte hinauszugehen. Die Resistenz gegen Veränderungen wirkt wie ein schweres Gewicht, das Sellin zurückhält, während andere Orte sich weiterentwickeln und wachsen.
Sellin ist wunderschön – aber diese Schönheit trägt tiefe Risse. Zwischen Naturparadies und wirtschaftlichem Stillstand klafft ein deutlicher Widerspruch. Es ist eine Stadt, die dringend neue Impulse braucht: kreative Köpfe, frische Konzepte, echte Offenheit. Ohne das wird Sellin in seiner eigenen Melancholie verharren, ein Ort voller Potenzial, das ungenutzt bleibt.









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